Spurenstoffe in Gewässern

Rückstände von Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln, Bioziden und anderen Chemikalien, auch als Mikroverunreinigungen bezeichnet, können schon in geringen Konzentrationen Wirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit haben. Sie werden nicht zuletzt dank besserer Analyseverfahren zunehmend in unseren Gewässern nachgewiesen.

Inhaltsverzeichnis

Bei der Herstellung, Verarbeitung, Verwendung und Entsorgung von Chemikalien können diese als Mikroverunreinigungen (wegen der geringen Konzentrationen auch Spurenstoffe genannt) auf verschiedenen Wegen in das Grundwasser, die Flüsse, die Seen und die Meere gelangen: Durch Abwässer aus Kläranlagen, Abschwemmung aus Böden, Auswaschung über Niederschläge, Versickerung oder Direktanwendung im Gewässer.

 

Studien und Empfehlungen des Umweltbundesamts

Das Umweltbundesamt (⁠UBA⁠) hat mögliche Maßnahmen zur Reduktion dieser Einträge untersuchen lassen und Handlungsempfehlungen abgeleitet.

Wesentliche Grundlagen stammen aus einem durch das UBA beauftragten Forschungsvorhaben, dessen Ergebnisse in UBA-Texte 85/2014 „Maßnahmen zur Verminderung des Eintrages von Mikroschadstoffen in die Gewässer“ und UBA-Texte 60/2016 „Maßnahmen zur Verminderung des Eintrages von Mikroschadstoffen in die Gewässer – Phase 2“ veröffentlicht wurden.

Eine wirksame Maßnahme stellt der Ausbau von Kläranlagen um eine zusätzliche vierte Reinigungsstufe dar. Zu deren möglicher Ausgestaltung hat sich das Umweltbundesamt schon 2015 in „Organische Mikroverunreinigungen in Gewässern - Vierte Reinigungsstufe für weniger Einträge“ positioniert. Auch die EU-Kommission verfolgt nunmehr diesen Ansatz mit ihrem Vorschlag zur Novellierung der EU-Kommunalabwasserrichtlinie vom 26.10.2022 (Vorschlag und Anhang). Das UBA hat diesen Vorschlag untersucht und in einem Scientific Opinion Paper im Mai 2023 kommentiert.  

Doch der Kläranlagenausbau als eine sogenannte „End-of-pipe“ Lösung ist weder ausreichend noch flächendeckend umsetzbar. Für einen vorsorgenden und umfassenden Gewässerschutz bedarf es einer Kombination von Maßnahmen bei der Herstellung, Verwendung und Abwasserbehandlung. Dies ist das Ergebnis der Handlungsempfehlungen, die das Umweltbundesamt 2018 veröffentlicht hat.

Entsprechende Maßnahmen zur Reduzierung des Eintrags von Mikroverunreinigungen sind mit Kosten verbunden. Eine wichtige Grundlage für die weitere fachliche Diskussion wurde durch zahlreiche Studien gelegt. Dazu gehören Studien zur möglichen Ausgestaltung einer Für die Novellierung der Abwasserabgabe gab es 2021 schon sehr konkrete Vorschläge.

Am 22. und 23. Januar 2019 fand in Berlin ein Symposium des UBA und des Umweltministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) zum Thema „Wie können Maßnahmen zur Reduzierung von Spurenstoffen in den Gewässern finanziert werden?“ statt. Dessen Beiträge finden Sie hier.

 

Stakeholderdialog Spurenstoffe

2016 startete das BMUV einen Stakeholderdialog zur Erarbeitung einer Strategie zum Umgang mit Spurenstoffen in Gewässern auf Bundesebene. Das Umweltbundesamt hat diesen Dialogprozess fachlich zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und IKU_Die Dialoggestalter als Projektpartnern begleitet.

In einer ersten Phase bis Juni 2017 haben die ⁠Stakeholder⁠ erste Empfehlungen in einem Policy Paper erarbeitet. Diese wurden in der 2. Phase bis März 2019 konkretisiert. Vier Arbeitsgruppen erarbeiteten unter dem ⁠Stakeholder⁠-Forum folgendes:

  • Eine Vorgehensweise zur Auswahl relevanter Spurenstoffe
  • Quellenorientierte Maßnahmen zur Umsetzung der Herstellerverantwortung
  • Kommunikations-, bildungs- und anwendungsbezogene Maßnahmen
  • Einen Orientierungsrahmen zur weitergehenden Abwasserbehandlung auf Kläranlagen.

Am 19.03.2019 überreichten Vertretende der ⁠Stakeholder⁠ das Ergebnispapier mit den Vorschlägen Umweltministerin Frau Schulze. Es folgte eine Pilotphase und deren Evaluierung. Als ein Ergebnis und um die zuvor initiierten Maßnahmen zu verstetigen, wurde ab 2021 das Spurenstoffzentrum des Bundes (SZB) am Umweltbundesamt aufgebaut. Es übernimmt eine koordinierende und integrierende Funktion im Themenbereich „Spurenstoffe in Gewässern“.

Eine umfassende Darstellung (in Englisch) zum Spurenstoffdialog ist in folgender Veröffentlichung zu finden: Engaging Stakeholders to Solve Complex Environmental Problems Using the Example of Micropollutants.

Zu den Hauptaufgaben des SZB zählen die Bewertung der toxikologischen und ökotoxikologischen Relevanz von Spurenstoffen, die Koordination des Stakeholderdialogs und die Führung der Geschäftsstelle für das Gremium zur Bewertung der Relevanz von Spurenstoffen.

Weitere Informationen sind auf den Seiten des SZB zu finden.