Runder Tisch Diclofenac

Der pharmazeutische Wirkstoff Diclofenac ist ein relevanter Spurenstoff. Diclofenac hat bereits in geringen Konzentrationen negative Auswirkungen auf das aquatische Ökosystem. Daher tagte von Ende 2020 bis Januar 2022 ein Runder Tisch, um Minderungsmaßnahmen für den Eintrag in Gewässer zu erarbeiten.

Im November 2020 wurde der Runde Tisch Diclofenac unter Beteiligung von Expertinnen*Experten des Bundesumweltministeriums (BMUV), des Bundesministeriums für Gesundheit (⁠BMG⁠), des Umweltbundesamtes (⁠UBA⁠), der Verbände der Wasserwirtschaft, der Umweltverbände (BUND) und Vertreter*innen der pharmazeutischen Industrie initiiert.

Ziel des Runden Tisches war die Erarbeitung von Lösungen, um den Eintrag des Schmerz- und Entzündungshemmers Diclofenac in die Gewässer für die Phasen der Herstellung, Anwendung und Entsorgung zu verringern.

Es wurden sechs Arbeitsgruppen zu verschiedenen Schwerpunkten unter Einbeziehung weiterer Expertinnen*Experten gebildet. Insgesamt wurden zehn Sitzungen durchgeführt.

Trotz einer komplexen Interessenslage durch die beteiligten ⁠Stakeholder⁠, ist es gelungen, konstruktive Lösungen und Maßnahmenvorschläge zu erarbeiten. Ein umfassender Konsens für alle diskutierten Maßnahmen konnte nicht erreicht werden. Dennoch wurde der Runde Tisch Diclofenac durch die Stakeholder als ein Format bewertet, welches geeignet ist, Lösungen zur Reduzierung von Spurenstoffen in der Umwelt zu liefern und gemeinsam Maßnahmen auf den Weg zu bringen.

Die Stakeholder einigten sich auf informatorische Maßnahmen. Hiermit sind zielgruppenspezifische Veröffentlichungen in entsprechenden Fachzeitschriften oder Informationsschriften gemeint, die der Sensibilisierungen der folgenden Zielgruppen dienen:

  • Ärztinnen*Ärzte
  • Apotheker*innen
  • Sportverbände
  • Konsumentinnen*Konsumenten

Weiterhin beschlossen die Stakeholder, die Integration der Umweltwirkung von Arzneimitteln in die Ausbildung und Studiengänge, zum Beispiel durch Anpassung der Studien- und Approbationsordnungen, voranzubringen. Teilweise sind diese Maßnahmen schon umgesetzt. Auch Fortbildungsprogramme in den Apotheker- und Ärztekammern sind bereits unabhängig vom Runden Tisch gestartet.

Es sind bereits fünf weitreichendere Publikationen erschienen. Alle greifen die Ergebnisse der wissenschaftlichen Studie „Wischen statt Waschen“ (1.) auf, welche die Reduzierung des Eintrags von Diclofenac in die Gewässer bei topischer (örtlicher, äußerlicher) Anwendung (etwa in Form von Schmerzgels) durch gezieltes Abwischen statt Waschen der Hände nach dem Auftragen und anschließender Restmüllentsorgung des Wischtuches beschreibt. In den Veröffentlichungen werden die Umweltprobleme durch den Wirkstoff Diclofenac deutlich dargestellt und die Notwendigkeit einer wesentlichen Reduktion des Eintrages in die Umwelt vermittelt.

Weitere, als offen bezeichnete Maßnahmen, gelten unter den Stakeholdern als unstrittig aber schwierig umsetzbar, da die Datengrundlage noch nicht vollständig ist. Das betrifft die Empfehlung von Pflastern und die Erstellung einer Übersicht zur Umweltverträglichkeit von Analgetika (Schmerzmitteln).

Der Runde Tisch Diclofenac wurde im Januar 2022 erfolgreich beendet. Sie finden den Abschlussbericht unter "Links".

Im Nachgang dieses Runden Tisches wurde eine Informationsseite eingerichtet, die Informationen zu Umweltrisiken durch topische (auf der Haut) Anwendungen von Arzneimitteln wie Diclofenac bereitstellt.

Literatur

  1. Bielfeldt, S,Urquhart, D, Brandt, M, Hennighausen, N (2022): Reduction of residual topical diclofenac in waste water by a wiping procedure before hand washing. Chemosphere Volume 292 https://doi.org/10.1016/j.chemosphere.2021.133350
Teilen:
Artikel:
Drucken
Schlagworte:
 Diclofenac  Fließgewässerschutz  Arzneimittel