Der Rhein. Biografie eines Flusses

Kajak am Strandzum Vergrößern anklicken
Immer den Ufern entlang. Mit dem Kajak auf der Rheininsel der Pfalz bei Kaub.
Quelle: Hans Jürgen Balmes

Lesung und Gespräch mit Hans Jürgen Balmes am 21.03.2024, 15-16 Uhr

Er durchfließt sechs europäische Länder, wurde in vaterländischen Liedern besungen und in Gedichten verklärt, war Gegenstand politischer Konflikte, und er zählt zu den verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt. Der Rhein ist ein paradoxer Fluss: Er entsprang einst an seiner heutigen Mitte, wo in einem tropischen Meer Seekühe lebten. Er schuf sich sein Bett stromauf und besitzt eine erstaunliche Geologie. Noch heute leben hier die ältesten Lebewesen Europas. Vielleicht vereinigt kein anderer Fluss so viele Widersprüche in sich – Grenze, Verkehrsweg, Fluchtroute und Lebensader. Heute ist er durchgehend geprägt durch Eingriffe des Menschen. Er wurde verkürzt, begradigt, aufgestaut und eingedeicht. Diese Bändigung ging einher mit einem Verlust an Artenvielfalt, denn Flüsse und ihre natürlichen Überflutungsflächen, die Auen, bieten Lebensräume für viele Pflanzen- und Tierarten. Auch die Wasserverschmutzung durch Chemikalien setzte, 1986 flossen nach einem Brand in einem Schweizer Chemiewerk mehrere Tonnen toxische Stoffe in den Rhein, und setzt immer noch dem Fluss zu. Trotz allem bewies der Rhein und seine Lebewesen aber immer wieder eine erstaunliche ⁠Resilienz⁠: Er ist ein lebendiger Fluss, dessen Geschichte nie zu Ende kommt.

Flussgeschichten sind Geschichten von der Verwandlung von Naturströmen in Kulturströme – und es sind immer wieder Überschwemmungen, Deichbrüche und „Jahrhundert-Hochwasser“, wie zuletzt im Sommer 2021 im Ahrtal, die uns daran erinnern, wie unbändig doch die vermeintlich regulierten Gewässer sein können. Der Rhein spielte schon immer eine besondere Rolle im Leben von Hans Jürgen Balmes. Mehrfach wanderte er zu den Quellbächen in den Alpen, fuhr mit dem alten Faltboot seines Vaters am Rhein entlang. In seinem Buch nimmt er uns mit auf seine Exkursionen und lässt uns teilhaben, was er unterwegs sah, erfuhr und hörte.

Wer den großen Strömen dieser Erde folgen will, begibt sich am besten an Bord von Hans Jürgen Balmes‘ Rhein-Fähre und sieht an der Reling stehend das Drama fließender Gewässer vorüberziehen – von prähistorischen, unter versteinerter Wildnis begrabenen Ufern bis zu den von Sonnenschirmen gefleckten Promenaden der Gegenwart.
- Christoph Ransmayr -

Hans Jürgen Balmes, 1958 in Koblenz geboren, ist Lektor und Übersetzer. Für „mare“ schrieb er über die „Quellen der Meere“. Portraits und Aufsätze erschienen u.a. in der „Neuen Zürcher Zeitung“, der „Süddeutschen Zeitung“ und der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Aus dem Englischen übersetzte er John Berger, Berry Lopez sowie Gedichte von Robert Hass und W.S. Merwin.

Zu dieser Online-Veranstaltung, moderiert von Jeanette Völker, Leiterin des Fachgebiets „Binnengewässer“ am Umweltbundesamt, laden wir Sie herzlich ein.

Teilnahmelink:
https://uba-meeting.webex.com/uba-meeting-de/j.php?MTID=me66a78342e07726311e24cb9d9178c39

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und einen regen Austausch!

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 Kunst und Umwelt